Was beeinflusst die Qualität der Spermien?
Wir reden immer sehr viel davon, wie wichtig der richtige Zeitpunkt zum Schwanger werden ist und was insbesondere „frau“ tun kann, um schneller schwanger zu werden – zum Beispiel ihren Zyklus zu tracken. Dabei hat natürlich auch der Mann seinen Anteil daran – ganze 50% sogar. Ist hier etwas aus dem Gleichgewicht, kann der Kinderwunsch rasch zum Wunschtraum werden. Und auch für Männer ist der Gedanke, dass „etwas nicht stimmt“, immer noch sehr furchteinflößend.
Die gute Nachricht ist: Die Schwimm- und Fortpflanzungsfähigkeit der Spermien lässt sich beeinflussen. Und sie hat nichts mit dem Empfinden der eigenen „Männlichkeit“ zu tun, sondern ist genauso wie alles andere im Körper abhängig von vielen Faktoren. Auf manche davon könnt ihr Einfluss nehmen, für andere braucht ihr Unterstützung. Aber eine Lösung findet sich immer!
Wieso ist die Qualität der Spermien wichtig?
Die Samenzellen, auch Spermien genannt, werden in den Hoden gebildet. Jede einzelne Samenzelle enthält das vollständige Erbgut des Mannes – und das millionenfach. Bis zu 360 Millionen der nur 0,06 mm großen Spermien werden pro Samenerguss ausgestoßen. Zur Eizelle gelangen aber nur wenige hundert Stück. Die anderen gehen auf dem Weg durch den Eileiter ein, sind nicht weit genug entwickelt oder nicht beweglich genug.
Umso wichtiger ist es also, dass von Beginn an eine möglichst große Zahl an gesunden Spermien in der Gebärmutter „landet“. Zu wenige Spermien erreichen die Eizelle erst gar nicht, fehlentwickelte Samenzellen hingegen führen oft zu frühen Abgängen, weil sich Plazenta oder Embryo nicht richtig entwickeln. So oder so: Sowohl Anzahl als auch Qualität der Spermien müssen passen, damit eine Befruchtung stattfinden kann.
Wie kann man die Spermienqualität positiv beeinflussen?
Generell und ohne medizinische Indikation lässt sich die Qualität der Spermien mit gesunder Ernährung verbessern. Das könnt ihr auch wunderbar als „Paar-Aktivität“ umsetzen, denn die meisten Nährstoffe für die männliche Fruchtbarkeit tun auch der weiblichen gut. Eisen, Zink und Folsäure sind nur drei der wichtigen Nährstoffe, die gut für die Fruchtbarkeit sind. Für Männer außerdem essenziell sind Vitamin C und E. Ihre Wirkung als Antioxidantien schützt vor freien Radikalen und verbessert die Qualität der Spermien nachweislich. Viel frisches Obst und Gemüse sowie wertvolle Pflanzenöle (Raps-, Oliven- oder Kokosöl) und Nüsse sollten in der männlichen Ernährung also nicht fehlen.
Auch sportliche Betätigung an der frischen Luft ist gut für den Körper und fürs allgemeine Wohlbefinden. Insbesondere Vitamin D, das durch Sonnenlicht in unserer Haut gebildet wird, kann die Leistung der Spermien steigern. Sonnenbaden ist in der Kinderwunsch-Zeit also definitiv erlaubt und erwünscht.
Auch der eher unbekannten Aminosäure L-Carnitin wird eine positive Auswirkung auf die Spermienqualität nachgesagt. Du findest sie in hochwertigem Fleisch, Fisch und Geflügel. Du siehst also: Ausgewogen und abwechslungsreich sind die Stichworte bei der männlichen Fruchtbarkeit! Außerdem solltet ihr den „Schwimmern“ auch regelmäßig Zeit zur Regeneration geben. Bei Sex alle zwei bis drei Tage ist sichergestellt, dass ausreichend gesunde Spermien zur Verfügung stehen.
Was kann die männliche Fruchtbarkeit einschränken?
Ganz klassisch ist das Rauchen ein Faktor, der die Spermien des Mannes schädigen kann. Und zwar massiv: Nicht nur die Beweglichkeit wird stark eingeschränkt und eine Befruchtung damit erschwert. Es besteht zudem auch das Risiko von Fehlbildungen des Embryos. Darum sollten Männer unbedingt mit dem Rauchen aufhören, wenn ein Kinderwunsch vorhanden ist. Gerade wegen der eigenen Gesundheit und der eures Nachwuchses zuliebe.
Abgesehen davon ist die Faktenlage von Quelle zu Quelle unterschiedlich. Stress und falsche Ernährung können die Fruchtbarkeit beeinflussen. Aber auch Saunabesuche und generell zu hohe Temperaturen stehen im Verdacht, die Spermienanzahl zu reduzieren – denn die optimale „Betriebstemperatur“ der Hoden liegt etwas unter Körpertemperatur. Übergewicht, Umweltgifte, Hormonmangel und gewisse (vergangene) Erkrankungen können auch dazu beitragen, dass das Spermiogramm deines Mannes schlecht ausfällt. Wichtig sind eine eingehende Ursachenforschung und ein regelmäßiges Spermiogramm, wenn ihr Probleme beim Schwanger werden habt.
Das Wichtigste zum Schluss
Gibt es eine medizinische Erklärung für schlechte Qualität oder zu wenig Spermien, ist gesunde Ernährung und Bewegung allein leider kein Garant für baldige Besserung. Dann braucht ihr auf jeden Fall die Unterstützung eines kompetenten Arztes. Für die meisten Diagnosen gibt es heute aber gute Behandlungsmöglichkeiten, um euren Kinderwunsch dennoch wahrwerden zu lassen. Wichtig ist Geduld und dass ihr diesen Weg gemeinsam als Paar geht und euch gegenseitig unterstützt. Denn das ist auch als werdende Eltern das A und O!
Quellen:
https://www.rbmojournal.com/article/S1472-6483(10)00133-1/fulltext