
Hormonschwankungen sind im weiblichen Zyklus für viele körperlichen Vorgänge verantwortlich, soviel steht fest. Aber inwieweit beeinflussen sie auch unsere Beziehungen?
Jede Frau kennt sie: Die Symptome, die der Zyklus regelmäßig mit sich bringen kann. Von Unterleibsschmerzen über Kopfschmerzen bis Heißhungergelüste kann alles dabei sein. Was aber noch nicht weitläufig bekannt war, und nun Wissenschaftler vermehrt untersuchen: Inwieweit Hormone im Zyklusverlauf auch die Partnerschaft zwischen Mann und Frau beeinflussen können.
Hormone und der Einfluss auf den Partner
Hormone sind körpereigene Informationsübermittler. Sie steuern die verschiedensten Vorgänge im Körper. Bei Frauen beeinflussen sie während des gesamten Zyklus nicht nur die deutlich spürbaren körperlichen Symptome, sondern haben auch einen großen Einfluss auf ihre Psyche und somit auf die Partnerschaft.
Wissenschaftler aus den Niederlanden konnten im letzten Jahr dazu sehr interessante Forschungsergebnisse präsentieren: Mithilfe einer Studie zeigten sie sehr deutlich, wie Hormone die tägliche Beziehungsdynamik beeinflussen können.
Sie befragten 33 Paare, die sich seit mehreren Jahren in einer Beziehung befinden, über 15 Tage hinweg täglich. Zudem wurden Urinproben untersucht, um den Gehalt der Hormone Östradiol, Progesteron und Testosteron festzustellen.
Folgende Erkenntnis war dabei besonders auffallend: Wenn der Östradiolspiegel der Frau hoch ist, also während der fruchtbaren Phase rund um den Eisprung, bewerteten die Frauen ihre Partner eher negativer. Auch die Männer schätzten die Beziehung negativer ein, da das negative Verhalten der Frauen auf sie überging bzw. sie sich davon anstecken ließen.
Evolutionär betrachtet macht dieses Verhalten Sinn, auch wenn man(n) es wohl nicht gerne hört: Frauen lösen sich etwas von ihrem Langzeit-Partner, um auch andere Optionen zur Fortpflanzung in Erwägung zu ziehen.
Die gute Nachricht ist aber, dass dieses Verhalten anscheinend nicht lange anhält: Sobald der Eisprung vorüber ist, steigt nämlich der Progesteron-Gehalt wieder und damit auch die gute Stimmung in der Beziehung. Die Studienteilnehmer bewerteten ihre Partner nach dieser Zeit wieder deutlich positiver und beschrieben die Beziehung als harmonischer.
Was Männer anzieht
Aber auch Männer sind Hormonschwankungen ausgesetzt. Diese Schwankungen verlaufen zwar nicht über einen mehrwöchigen Zyklus wie bei Frauen, unterliegen aber großen täglichen Schwankungen.
Bei Männern ist zum Beispiel der Testosteronspiegel am frühen Morgen am höchsten und sinkt nach dem Aufwachen rasch ab. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum Männer vermehrt bereits in der Früh Lust auf körperlichen Kontakt verspüren.
Eine äußerst spannende Erkenntnis erbrachte eine mexikanische Studie hinsichtlich des weiblichen Einflusses auf den Testosterongehalt von Männern.
Der Körpergeruch von Frauen während der fruchtbaren Tage wird von Männern nicht nur als attraktiver beurteilt, sondern lässt auch den Testosteronspiegel und damit das Interesse an Sex steigen. Der Körpergeruch in der weniger fruchtbaren Zeit hingegen verursacht ein Absinken des Testosteronspiegels und verringert das Interesse an Sex. Testosteron wirkt sich aber nicht nur auf das sexuelle Verlangen aus, sondern löst auch Aggressivität aus. Aus evolutionärer Sicht macht das großen Sinn, wenn Männer auf eine potenzielle Partnerin oder auf eine Bedrohung stoßen. Da aber ein hoher Testosteronspiegel über den ganzen Tag viele Konflikte auslösen würde, sinkt dieser Spiegel im Tagesverlauf wieder ab.
All diese Vorgänge laufen freilich unbewusst ab. Trotzdem sehr interessant, wie sich der Hormonhaushalt im Zyklusverlauf der Frau auch auf ihren Partner auswirkt, oder? Wir finden jedenfalls: Ein gemeinsames Verständnis für die hormonellen Abläufe zu gewinnen, mit Zyklustracking oder Ovulationstests, zahlt sich aus!
Quellen:
Righetti et al (2022), How reproductive hormonal changes affect relationship dynamics for women and men
Cerda-Molina et al (2022), How reproductive hormonal changes affect relationship dynamics for women and men
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